Das Haus – Premiere der Burghofbühne Dinslaken
Zwei Paare, ein Haus: Die Rotemunds – er Zahnarzt, sie Hausfrau – haben die letzten zwanzig Jahre sehr gern hier gelebt, doch jetzt sind die Kinder ausgezogen und schweren Herzens trennen sie sich von ihrem Eigentum, um in eine kleinere Wohnung umzuziehen. Die jungen Lindners – sie Anwältin, er Finanzberater und noch kinderlos – scheinen die idealen Nachfolger:innen zu sein, hatten sie sich nach zahlreichen Besichtigungen doch sofort in dieses Haus verliebt. Auch sie planen hier in naher Zukunft eine Familie zu gründen.
Soeben kommt man von der Vertragsunterzeichnung und stößt beschwingt auf den erfolgreichen Verkauf an. Beim Umtrunk gerät die Konversation allerdings zusehends in Schieflage. In den Small Talk, der zunächst in bemühter Freundlichkeit dahinplätschert, mischen sich immer deutlichere Misstöne. Plötzlich ist vom unsympathischen Menschenschlag in der Finanzbranche und von der hohen Selbstmordrate unter Zahnärzten die Rede. Ungeschickte Aufdringlichkeiten auf der einen und treffsicher mitgenommene Fettnäpfchen auf der anderen Seite mehren sich und als herauskommt, dass die Lindners, die doch so begeistert von dem Haus schienen, einen Umbau der Küche planen, dem der liebevoll gepflegte Rosengarten der Rotemunds zum Opfer fallen würde, eskaliert die Situation vollends. Es beginnt eine lustvolle Schlacht der Beschimpfungen, Drohungen und auftrumpfenden Offenbarungen, die immer wieder in lachhaft grotesken Höhepunkten wie dem Vergleich von Seelengröße mit Fahrzeugklassen und schließlich sogar in slapstickartigen Handgreiflichkeiten gipfelt.
Der amerikanische Dramatiker Brian Parks hat eine hinreißend witzige Komödie über das Eskalationspotenzial geschrieben, das in einem vermeintlich harmlosen Thema wie den Eigenheimsorgen bürgerlicher Schichten steckt. Nicht zu Unrecht wird „Das Haus“ in einer Reihe mit Stücken wie „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ und dem Theater Yasmina Rezas genannt. Die Entgleisung aller Normen liegt hier immer direkt hinter der nächsten Biegung. Ein Fest der grotesken Übertreibung und des schwarzen Humors!