Wilfried Schmickler
“Es hört nicht auf”
Der Mann redet einen schwindelig – und das seit über 30 Jahren.
Der gebürtige Rheinländer macht Kabarett in Reinform. Er nimmt
sich des Lebens, der Gesellschaft, der Politik in all ihren Facetten an
und fokussiert das Menschsein an sich, um dessen künstlerisch
habhaft zu werden. Es drängt ihn, den Dingen auf den Grund zu
gehen, sie zu durchschauen, sie zu präzisieren und sie erklärbar zu
machen. Fragen beantwortet er mit Gegenfragen, die beweisen, wie
ambivalent unsere Gesellschaft ist, in welchen Widersprüchen wir
leben und dass nichts, was wir als selbstverständlichen Wohlstand
hinnehmen, selbstverständlich ist. Wenn er spricht – oder eher
verbale Maschinengewehrsalven abfeuert – gestikuliert er gleichzeitig mit den Händen, als
dirigiere er seine Kabarettnummern für das Publikum. Er ist und macht atemlos, manchmal
möchte man seine Gedankensprünge in Zeitlupe ablaufen lassen, um seine Analyse ebenso
messerscharf nachvollziehen zu können. Der 66-Jährige ist ein Mahner, wütend und
mitfühlend zugleich, hochemotional und dabei doch immer sezierend genau. Seine
Ansprüche an Moral und Wahrheit sind hoch – doch man hat immer den Eindruck, er selbst
wird diesen jederzeit gerecht. Neben all dem Furor spürt man auch immer seine Liebe zum
Komödiantischen, zum Spiel und auch zur Sprache. Vor allem in Frauenfiguren schlüpft er
mit großem Spaß: sei es als Angela Merkel, Loki Schmidt, als Carmen Geiss oder die
Queen. Politisches und Alltägliches bringt er geschmeidig zusammen, über den korrupten
Politiker wettert er genauso wie über den bigotten Kleinbürger. Wilfried Schmickler zeigt
Können auf allerhöchstem Niveau und so, dass es noch lange in den Zuschauerinnen und
Zuschauern nachhallt.